Notizen zur Aufnahme von Walter Zimmermanns neuestem Album…

Als Hauptmikrofon für die Session in der Andreaskirche Berlin-Wannsee am 25. September 2025 kam ein AEA R88 mk2 in Mitte-Seite-Konfiguration zum Einsatz. Julia Rebekka Adler saß zentral im Mittelschiff und das Stereo-Bändchen war oberhalb der Notenständer so nach unten geneigt platziert, dass das „Mitte-Mikrofon“ auf den Korpus der Bratsche und die Null-Achse beider koinzidenten Elemente in Richtung der reflektierenden Notenblätter zeigte.
Bei ca. einem Meter Abstand zum Instrument sorgte der ausgeprägte Nahbesprechungseffekt der bidirektionalen Elemente für die gewünschte klangliche Fülle und die extrem geringe Massenträgheit der nur 1,8 μm dünnen, fast sechs cm langen korrugierten Aluminiumbändchen für eine exzellente Wiedergabe der Transienten. Es klang so, wie ich es mir vorgestellt hatte und sowohl Julia wie Walter waren ebenfalls zufrieden.

Da die Abstrahlcharakteristik der Bratsche nicht nur nach vorne, oben und unten, sondern auch zu den Seiten hin wirkt stellte ich links und rechts im Abstand von jeweils ca. zwei Metern zwei LOM basicUcho Mikrofone mit omnidirektionaler Charakteristik auf. Mit dem Mikrofonpaar konnte ich die Akustik des Instruments im Altarraums zufriedenstellend abbilden – unabhängig von der im Verlauf jeden Stücks sich ändernden Position von Julias Oberkörper und damit auch der Ausrichtung der Bratsche.
Die längeren, allesamt sehr komplexen Stücke waren auf mehreren großformatigen Blättern ausgedruckt und auf drei Notenständern aufgestellt. Beim Lesen von Links nach Rechts bewegt sich der Kopf und Körper unweigerlich, und die nahe M/S-Mikrofonierung bildet selbst kleine Änderungen der räumlichen Konstellation deutlich hörbar ab. Das ist von mir gewollt, aber ich will natürlich nicht von der Musik ablenken. Die links und rechts platzierten Mikrofone stabilisieren das Klangbild.

Um die Gesamtheit des Kirchenschiffes abzubilden kamen noch zwei LOM Kugelmikrofone links und rechts auf der Orgelempore, jeweils ca. einen Meter von der Kirchenwand entfernt zum Einsatz. Die sechs Signale liefen in zwei Mikrofonverstärker und Analog-Digital-Wandler von Metric Halo, einer ULN-2 für die beiden Gain-hungrigen Bändchen und einer 2882 für die vier leistungsstarken Omnis und wurden mit der Reaper DAW mit 24 Bit und einer Abtastrate von 96 kHz aufgezeichnet.

Bei der Mischung wurde der Originalklang des Raums, bis auf eine geringe Anzahl minimal-invasiver chirurgischer Korrekturen von Störgeräuschen mit iZotope RX nicht bereinigt, sprich es fand kein globales De-Noising statt. Demzufolge ist bei den Tracks das Hintergrundrauschen mehr oder weniger Präsent und ich blende zwischen den Stücken sanft von einer Atmosphäre in die andere.
Der Großteil meiner Arbeit konzentrierte sich auf die Planung und Realisierung der Aufzeichnung sowie die Mischung der drei Klangperspektiven. Beim vergleichsweise minimalistischen Mastering ging es mir darum die Bandbreite der Dynamik zu erhalten und lediglich den Sound ein wenig zu „polieren“. Für Sampleratenkonvertierung und Dithering kamen die transparenten Algorithmen von iZotope zum Einsatz. Ich hoffe die Hörer der Aufnahme genießen die Direktheit der vielschichtigen Interpretation von Julia, die uns die komplexe Musik von Walter auf einzigartige Weise zu Ohren bringt.
















